Obstbaumbesitzer wünschen sich eine reichhaltige und qualitativ hochwertige Ernte. Allerdings wird dieses Ziel häufig nicht erreicht, da entweder Bedenken bezüglich des Baumschnitts bestehen, weil das erforderliche Wissen für eine korrekte Durchführung fehlt. Ein falscher Baumschnitt führt dazu, dass der Baum nicht ausreichend Sonnenlicht und Luft erhält und die Äste unregelmäßig wachsen. Dies kann zu einer geringeren Quantität und Qualität der Früchte führen. In einigen Fällen können die Äste sogar unter dem Gewicht der Früchte brechen. Dies ist nicht nur nachteilig für die Gesundheit des Baumes, sondern auch ein Sicherheitsrisiko bei der Obsternte.

Der richtige Zeitpunkt um Obstbäume zu schneiden

Der Zeitpunkt, zu dem ein Baumschnitt durchgeführt wird, kann erheblichen Einfluss auf das Wachstum haben und variiert je nach Art des Obstbaums. Als Faustregel gilt: Je früher die Obstbäume im Winter oder Herbst beschnitten werden, desto kräftiger wird das Wachstum im Frühjahr sein. Außerdem ist es ohne Blätter einfacher, sich einen Überblick über die Baumkrone zu verschaffen und die Äste gezielt zu bearbeiten.

Ein Opa pflückt mit seinem Enkel Äpfel vom Baum.
Ein pflegender Baumschnitt ermöglicht eine reiche Obsternte.

Der Zeitpunkt des Obstbaumschnitts hängt jedoch auch von der jeweiligen Baumart ab. Die meisten Obstbäume können im Winter beschnitten werden. Einige empfindliche Arten wie Kirschen, Aprikosen und Walnüsse sollten davon ausgenommen werden, da sie anfälliger sind für Krankheiten. Bei diesen Arten ist ein Schnitt im Sommer empfehlenswert. Es ist generell ratsam, Bäume an trockenen Tagen zu schneiden, um zu verhindern, dass überschüssige Feuchtigkeit in die frisch geschnittenen Stellen eindringen kann. Diese Feuchtigkeit kann nämlich das Tor für Pilzsporen und andere schädliche Krankheitserreger öffnen, die dem Baum schaden könnten. Aber Achtung: Gemäß dem Bundesnaturschutzgesetz (§ 39 BNatSchG) ist ein drastischer Rückschnitt von Hecken und Gehölzen zwischen dem 1. März und dem 30. September untersagt. Allerdings sind Form- und Pflegeschnitte sowie notwendige Maßnahmen zur Verkehrssicherheit in diesem Zeitraum zulässig, solange keine Vögel brüten oder andere Tiere in dem Gehölz leben. Da jede Gemeinde eigene Baumschutzverordnungen erlassen kann, sollte man sich vor einem umfangreichen Baumschnitt oder Fällungen bei der zuständigen lokalen Gemeindeverwaltung informieren.

Winterschnitt/Frühjahresschnitt

Der Winterschnitt ist bei fast allen Obstbaumarten möglich. Der Vorteil ist, dass die Form der Baumkrone leichter gestaltet werden kann. Es ist ratsam, den Baumschnitt nicht zu spät im Frühjahr vorzunehmen, um zu vermeiden, dass die in den Knospen gespeicherten Nährstoffe mit dem abgeschnittenen Material verloren gehen. Für den Baumschnitt eignen sich frostfreie, trockene Tage am besten. Nach dem Schnitt sollten keine extrem niedrigen Temperaturen (unter -12 °C) mehr erwartet werden.

Sommerschnitt

Ein Baumschnitt während der Sommermonate kann von Vorteil sein, da in dieser Zeit die Heilung der Schnittwunden gewöhnlich besser verläuft. Diese Jahreszeit eignet sich, um die Baumkronen auszudünnen und aufsteigende Wasserschosse zu entfernen. Der beschleunigte Heilungsprozess ist besonders für dickere Äste oder für bestimmte Baumarten wie die Zierkirsche hilfreich, bei denen Wunden tendenziell langsamer heilen. Von August bis zum Beginn der Laubverfärbung wird jedoch davon abgeraten, einen Baumschnitt durchzuführen. Während dieser Phase transportieren die Bäume wichtige Nährstoffe von den Blättern zu den Wurzeln. Ein übermäßiger Laubschnitt kann den Baum in diesem Stadium beeinträchtigen. Es ist wichtig zu beachten, dass ein Baumschnitt im Sommer das Wachstum des Baumes verlangsamt.

Krone formen und auslichten

Eine gut durchlüftete Baumkrone verringert die Gefahr von Pilzerkrankungen, da das Laub nach Regen schneller abtrocknen kann. Darüber hinaus profitieren die Früchte von der verbesserten Lichtzufuhr, was zu einer größeren Fruchtgröße und einer besseren Reife führt. 

Eine junge Frau schneidet Äste mit einer Astschere.
Bei jungen Bäumen ist noch keine Säge oder große Astschere nötig.

Der Erhaltungsschnitt ist eine wichtige Maßnahme, um die Fruchtbarkeit zu bewahren und die Qualität der Früchte zu verbessern. Der erste Schritt besteht darin, alle Konkurrenztriebe, zu entfernen. Dies sind in der Regel die Zweige, die das Wachstum der Spitze des Mitteltriebs und der Leitäste bedrohen. Im nächsten Schritt werden alle nahezu senkrecht wachsenden Triebe, auch als Wasserschosse bekannt, entfernt. Um das Fruchtholz zu erneuern, sollten alle nach unten hängenden und abgenutzten Zweige bis zu einem jüngeren, lebendigen Trieb zurückgeschnitten werden.

Es gilt die Grundregel: Äste, die mit einer Schere entfernt werden können, sind für einen Sommerschnitt geeignet. Für alles, was eine Säge erfordert, ist der Winterschnitt der angemessene Zeitpunkt.

Erfahre mehr über die für den Winterschnitt geeigneten Baumarten und die benötigten Werkzeuge, klicke hier.

Fotos: AdobeStock_Cherries, AdobeStock_Halfpoint, AdobeStock_Angelov